Meine 12 Learnings aus 4 Wochen Reha

Auf Grund meiner Erschöpfung war ich für vier Wochen in der Reha. Ich habe versucht, das Beste für mich daraus zu machen, obwohl ich am Anfang schon so meine Probleme hatte, mich einzugewöhnen. Dann habe ich aber sehr viel für mich aus der Zeit mitnehmen können. Daran möchte ich Dich gerne teilhaben lassen. Vielleicht hilft es Dir auch bei der Suche nach einer Klinik oder bei Deinem späteren Aufenthalt dort.

 

#1. Suche Dir eine reine psychosomatische Klinik

Ich war in einer Klinik, die drei Kliniken in sich vereint hatte, u. a. auch Psychosomatik, Hörstörungen und Orthopädie. Meine Erwartung war, dass man mich entsprechend auch ganzheitlich behandeln kann, ich also von unterschiedlichsten Seite (Psychosomatik und Ohr) Hilfe erhalte. Dies war jedoch nicht der Fall. Ich wurde in die Psychosomatik eingestuft und um meine Ohren wurde sich nicht gekümmert. Man konnte das Angebot also nicht nutzen. Allerdings hatte man Therapien auch mit anderen Klinikteilnehmern zusammen, die beispielsweise herzkrank waren.

Ich bin sehr empfindlich, was kranke Menschen angeht und am Anfang fiel es mir schwer, sehr viele mit Gehhilfen, Schmerzen, Sauerstoffgerät oder anderen Gebrechen tagtäglich zu sehen. Mir wäre es lieber gewesen, nur mit den Patienten der Psychosomatik zusammen zu sein. Natürlich ist das relativ, aber ich habe mit vielen gesprochen, denen es auch so ging. Wenn dies also auch für Dich ein Thema sein könnte, achte bei der Auswahl der Klinik darauf und gib dies am besten direkt im Antrag an.

 

#2. Zeige Eigeninitiative

Mein Eindruck war, dass viele Ärzte und Therapeuten bemüht waren, mir eine gute Reha zu ermöglichen. An den Stellen, wo ich jedoch einen Wechsel der Behandlung wünschte, war meine Eigeninitiative gefragt. Das heißt, Bescheid sagen und sich selbst kümmern. So wollte ich z. B. die Art des Konzentrationstrainings wechseln und alle haben sich bemüht. Leider hat es nicht geklappt, weil der Kurs voll war, aber einen Versuch war es allemal wert. Und es stärkt mich selbst, dass ich wieder in der Lage bin, für mich einzustehen.

 

#3. Nimm Dir bewusst Zeit für Dich und für Selbstfürsorge

Ich habe es sehr genossen, dass die Klinik direkt an Wald, Feld und Kurpark angeschlossen war und ich viel in die Natur gehen konnte. Ich weiß, dass es das ist, was mir gut tut.

Der Internetempfang hingegen war äußerst mäßig, was aber auch den Vorteil hat, das man mal seine eigene Verhaltensweise hinterfragen kann und so auf Social Media vielleicht auch mal verzichtet um doch die Gelegenheit zu nutzen, sich mit sich selbst auseinander zu setzen. Dafür ist man schließlich in der Reha, finde ich.

 

#4. Lerne kleine Pausen im Alltag zu machen

Um fit zu werden und zu bleiben, benötigt man Pausen. Auch bevor man erschöpft ist, kann ich nur jedem empfehlen, sowohl im Job als auch Privaten immer wieder Pausen einzulegen, mindestens stündlich. Dann mal aufstehen, etwas anderes anschauen und vor allem auch sich bewegen und was trinken. In der Reha hat man die Chance, weit weg vom Alltag sich Gewohnheiten zu überlegen und einzuüben. Die Herausforderung ist dann, diese in den Alltag herüberzuretten.

 

#5. Regelmäßige Essenszeiten tun gut

Am Anfang fand ich es stressig, die festen Essenszeiten mit dem Therapieplan unter einen Hut zu bekommen. Aber im Laufe der Zeit habe ich gemerkt wie gut es mir tut, zu festen Zeit regelmäßig zu essen. Auch nicht zu spät zu essen habe ich als besonders wertvoll empfunden.

 

#6. Die Mindset-Änderung kommt ganz automatisch

Vier Wochen raus aus dem Alltag zu sein und so viel Zeit für sich selbst zu haben, war für mich der absolute Luxus. Mein Freund hat sich um meine Katze gekümmert und die beiden haben jetzt eine innige Beziehung, dabei hat sie (Lilly Lux) es eigentlich nicht so mit Männern. 😉 Meine Aufgabe war es dabei, loszulassen und zu vertrauen. Und das hat mit etwas Geduld mit mir gut geklappt.

Jedenfalls hat sich in meinem Denken sehr viel geändert, obwohl ich nicht darauf hingearbeitet habe. U. a. hat sich mein Denken total geöffnet und ich habe immer noch das Gefühl „Alles ist möglich. Es gibt nichts, was nicht möglich ist und ich kann alles schaffen und machen, was ich will.“ Ja, das bedeutet an anderer Stelle Einschränkungen, aber ich habe mir vorher gar nicht erlaubt, so groß und bunt zu träumen. Meine Welt ist einfach viel größer geworden. Keine Ahnung, ob Du verstehst, was ich meine.

 

#7. Ratschläge von Außen helfen

Ja, manchmal möchte man es auch nicht hören, was einem einer sagt. Manchmal macht es aber doch Sinn. Die Psychologin, die mich betreut hat (ich hatte wöchentliche Einzeltherapie), sagte: „Was meinen Sie denn, wie leistungsfähig sie nach drei Stunden sind, wenn sie keine Pausen machen. Noch so wie am Anfang des Tages? Und wenn Sie stündlich mal aufstehen, sich bewegen und sich dann wieder an den Schreibtisch setzen, haben Sie dann Zeit vergeudet?“ Nein, Pausen sind wichtig. Im Kopf habe ich es ja auch verstanden, ich konnte es nur bis dahin nicht umsetzen. Ich hatte schon immer eine App für Pausen (Time Out), zumindest wenn ich zu Hause gearbeitet habe, aber wenn sich die Palme auf einem Bildschirm gezeigt hat, habe ich auf „Überspringen“ geklickt und weiter gearbeitet. Manchmal braucht das Umdenken Zeit…

 

#8. Guter Schlaf ist bei Vielen ein Problem

Ich hatte Glück, glaube ich. Schlafen war und ist nie so mein Thema gewesen. Ich kann überall schlafen, auch in der Bahn, im Auto als Beifahrer, auf der Couch beim Fernsehen,… Bei mir war es eher ein Zuviel. Aber vielleicht hat mir auch Schüssler Nr. 5 geholfen, dass meine Psychologin zu Hause mir am Anfang der Therapie empfohlen hatte. Im Nachhinein kann ich es nicht mehr sagen. In der Reha wurden jedenfalls alle, die nicht gut schlafen konnten (ein typisches Symptom bei Erschöpfung) mit Schlaftabletten eingedeckt. Meiner Meinung nach sollte man es viel früher (schon vor der Reha) mit Alternativen versuchen (kein Handy und TV kurz vorm Schlafengehen, kurzer Spaziergang, Tee, homöopathische Mittel, Schüssler Nr. 5 – das Internet ist voll von Tipps).

 

#9. Erwecke Deine Kreativität wieder

Jeder ist kreativ, auch wenn das nicht jedem bewusst ist. Ich hatte das Glück (für andere war es vielleicht schwierig, aber nicht so schwierig wie Yoga oder Qi Gong – „wecke das Chi“ ging für viele so gar nicht), zweimal wöchentlich in einer Kreativwerkstatt an einem oder mehreren Projekten meiner Wahl arbeiten zu dürfen (habe mich fürs Malen entschieden). Das hat sehr gut die Konzentration gefördert. Es ging von Mal zu Mal besser.

 

#10. Ist das ganze Leben nur das Abarbeiten einer To-Do-Liste?

Das habe ich mich ganz oft gefragt. Welche Themen sind mir wirklich wichtig? Was macht mir Spaß und tut mir gut? Wie kann ich davon mehr in mein Leben holen? Muss die Wohnung immer sauber sein? Muss ich immer bügeln? Kann das auch jemand anderes machen  oder liegen bleiben? Klar hat man Verpflichtungen, aber ich meine damit, dass man auch diese mal hinterfragt. MUSS ich das tun? Muss ICH das tun? Muss ich DAS (so) tun?

Ich möchte ja wieder gesund werden und da steht doch an erster Stelle, dass ich wieder zu Kräften komme, oder?

 

#11. Gib Dir die Erlaubnis, Verantwortung für Dich zu übernehmen

In einem Termin, in dem es um Stressbewältigung ging, wurden wir gefragt, wer der wichtigste Mensch in unserem Leben ist. 90% sagten: meine Familie. Einer sagte „ich selbst“. Die Therapeutin kannte wohl die Reaktion bereits. 🙂 „Sie können gehen, sie haben es verstanden. Den anderen möchte ich mit auf den Weg geben: Sie sind der wichtigste Mensch in ihrem Leben. Nur wenn es ihnen gut geht, können sie auch für andere da sein. Das ist wie mit den Sauerstoffmasken im Flugzeug…“. Wir hatten es dann alle verstanden und vielleicht hat es beim ein oder anderen auch ein kleines Umdenken hervorgerufen. Ich gebe mir jetzt auch die Erlaubnis, mein Wohlbefinden an meine erste Stelle zu stellen. Wenn dies jeder tut, gibt es zumindest einen, der sich jeweils um sich kümmert. Und dass heißt ja auch nicht, dass man zum egoistischen A…loch mutiert. Es gibt ja auch noch was dazwischen.

 

#12. Lerne Prioritäten zu setzen

Ein letzter Tipp von mir. Aus den anderen Tipps leitet er sich unmittelbar ab. Ich werde mir ein Visionboard basteln mit den wesentlichen Punkten, die mir im Leben wichtig sind. Und meine Arbeitszeit etwas reduzieren, damit ich Zeit habe, mich um die mir wichtigen Dinge zu kümmern.